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Zurück in's Tal: Tiroler Almabtrieb
Wenn die Tage kürzer und die Nächte kühler werden, wird es für die Kühe und Schafe auf Tirols Almen Zeit in die Täler zurückzukehren. Jedes Jahr wandern im Herbst rund 110.000 Rinder, 70.000 Schafe, 5.500 Ziegen und 2.000 Pferde von ihren „Sommerresidenzen“ zurück ins Tal. Die 2.100 Almen in Tirol bieten den Bauern 180.000 Hektar zusätzliche Weidefläche über den Sommer. Dort können die Tiere an saftigem Gras und schmackhaften Kräutern grasen und wirken somit der Verwilderung der Almwiesen entgegen.
Geschichte
Forscher haben herausgefunden, dass bereits vor 6.000 Jahren Almen im hinteren Ötztal beweidet wurden, wobei diese Almen wahrscheinlich für die Verpflegung von Bergleuten, wie zum Beispiel Arbeiter im Kupferabbau verwendet wurden.
Ab 1.000 nach Christus entwickelten sich dann unter wachsender Bevölkerung immer mehr Weideflächen in den Bergen, vor allem zwischen 1.000 und 1.500 Metern Seehöhe. Manche Almen tragen heute noch Namen aus dieser Zeit.
Erste Berichte von Almabtrieben gehen bis Mitte des 18. Jahrhunderts zurück, die Rede war von geschmückten Tieren auf dem Weg ins Tal. Das Schmücken des Viehs wurde lange Zeit als Schutzzauber gegen böse Geister interpretiert, davon ist man inzwischen aber abgerückt. In vielen Orten werden nämlich nur ausgewählte Tiere „aufgebuscht“. Wenn es während des Sommers Verluste jeglicher Art gab, wurde sogar vollkommen ungeschmückt heimgefahren. So gilt der schmuckvolle Almabtrieb heute als Teil des festlichen Sommerendes, dessen Verspieltheit auf die barocke Mode des 17. Und 18. Jahrhunderts entspricht. Genauso verspielt und individuell sind die verschiedenen Kopfschmucke, die die Tiere im Tirolerland tragen.
Regionale Besonderheiten
In der Region um die Kitzbühler Alpen und dem Zillertal tragen die Tiere naturbelasse Nadelholzwipfel zwischen den Hörnern, die mit bunten Bändern verziert werden. Westlich von Innsbruck werden die Kühe mit entrindeten Wipfeln und Holzgestecken mit figuralen Darstellungen geschmückt. In der Region um den Achensee werden oft Bilder der Heiligen Notburga, Patronin der Dienstmägde und der Landwirtschaft verwendet. Rund um Imst und Landeck sieht man Kopfschmuck mit Spiegeln, Bildern und Sprüchen. Große Glocken mit bunt bestickten Bändern sind in ganz Tirol verbreitet.
Eines haben alle Almabtriebe gemeinsam: sie feiern die sichere Heimfahrt aller Almtiere. In den Tälern wird dazu ausgelassen gefeiert mit Krapfen, Kiachln und dem ein oder anderen Schnapsl. Und nicht nur Einheimische freuen sich auf die Rückkehr der Kühe, Ziegen und Schafe, zahlreiche Besucher aus Nah und Fern zieht es jedes Jahr nach Tirol um das farbenfrohe Spektakel im Herbst mitzuerleben.
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